Südafrika

Übersicht A B C D E F G H I J K L M N O Ö P Q R S T U Ü V W Z

Südafrika
Anbaufläche: 130.000 ha
Jahresproduktion (ø): 9 Mio. hl

Der Weinbau in Südafrika
Der Weinbau in Südafrika ist unangefochten der bedeutendste landwirtschaftliche Produktionszweig des Landes. Weinbau wird seit rund 300 Jahren betrieben. In Mitteleuropa wurden südafrikanische Weine erst am Ende der 1980er Jahre populär, da Südafrika vorher wegen der Apartheidpolitik Handelsbeschränkungen unterworfen war.
Die Weinbaugebiete liegen im Süden des Landes zwischen dem 31. und 34. südlichen Breitengrad, fast ausschließlich in der Provinz Westkap. Sie sind selten mehr als 50 Kilometer von der Küste entfernt. Eigentlich ist diese geographische Zone für den Weinbau zu warm („Stellenbosch ist heiß, Paarl ist sehr heiß, Worcester ist verdammt heiß“). In südwestlicher Küstennähe wird jedoch der Einfluss einer kühlen Meeresströmung von der Antarktis, der Benguelastrom, deutlich spürbar. Durch seine Wirkung entsteht in den Weinbaugebieten ein gemäßigtes maritimes Klima, das hervorragend für den Anbau von Qualitätsweinen geeignet ist. Der kalte und böige Wind aus Südost heißt „Cape Doctor”, weil er die Luft reinigt. In den wärmeren Gebieten muss großteils eine künstliche Bewässerung erfolgen - zumeist durch Flüsse.
Traktoren, Drahtrahmen, weiträumige Zeilenabstände und Schädlings- und Unkrautbekämpfung mit chemischen Mitteln haben sich in den 1960er Jahren weitgehend durchgesetzt, auf anderen Farmen war zu dieser Zeit noch das Ackerpferd zu sehen. Seit den 1990er Jahren halten sich qualitätsbewusste Weinerzeuger wieder an hohe Pflanzdichten, organische Schädlingsbekämpfung und auf niedrigere Erträge abzielenden Rebschnitt. Es sind praktisch alle Reben auf reblausresistente Unterlagsreben gepfropft.

Geschichte
Der Weinbau in Südafrika begann 1652 mit der Ankunft von Jan van Riebeeck bei Kapstadt. Seine Mission im Auftrag der Vereenigde Oostindische Compagnie bestand im Errichten einer Proviantstation auf der Route von Europa nach Indien. Bei seiner Ankunft bemerkte er das mediterrane Klima und beschloss, Rebsorten aus Europa zu importieren. Er wusste, dass Wein auf langen Seereisen haltbarer als Süßwasser in Fässern ist und ebenfalls positiv auf den Verlauf der Krankheit Skorbut wirkt. 1655 pflanzte van Riebeeck erste Weinreben, und am 2. Februar 1659 wurde in Südafrika der erste Wein gekeltert.
1679 wurde van Riebeeck durch Simon van der Stel ersetzt. Dieser war nicht nur Weinliebhaber, sondern hatte profunde Kenntnisse im Weinbau. Er legte auf seiner Farm das 750 Hektar große Weingut Groot Constantia an und gründete die Siedlung Stellenbosch. Constantia wurde in der Folgezeit von der Familie Cloete erworben, die auf ihrem Gut ein Produkt von Weltruf erzeugte. Die Dessertweine von Constantia wurden in Europas Adelshäusern sehr geschätzt.
Das 18. Jahrhundert war noch eine Lernphase. Erste Exportversuche wurden in den etablierten europäischen Weinnationen nur ungern gesehen. Bestraft wurde Südafrika damit, dass aus Europa nicht genug Fässer importiert werden konnten, was zu einer Mangelsituation an Fässern führte. Manche Bauern verwendeten sogar Fässer, die vormals zur Lagerung von gepökeltem Fleisch gedient hatten. Andere Weinbauern nutzten jedoch diese Zeit, um ausreichende Erfahrungen mit verschiedenen Rebsorten und deren Eignung in unterschiedlichen Regionen zu machen.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte dem Weinbau eine erste Blütezeit. Die britische Besetzung sowie der Umstand des zu dieser Zeit ausgetragenen Konflikts zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich eröffneten dem südafrikanischen Wein neue Märkte. Nachdem das Vereinigte Königreich und Frankreich den Konflikt beigelegt hatten und die Regierung die Vorzugszölle für das Empire aufgehoben hatte, brach 1861 der Markt zusammen. Darüber hinaus wurden 1886 zahlreiche Weingärten von der Reblaus befallen. Unüberlegte Neuanpflanzungen führten in einer ersten Phase zu einer Überproduktion.
Die Phase der Unsicherheit wurde 1918 von Charles Kohler durch die Gründung der Kooperative Wijnbouwers Vereiniging van Zuid-Afrika (abgekürzt KWV) beendet. Die Marketingbemühungen konnten gebündelt werden, den Weinbauern ein gesichertes Einkommen gewährt und die Produktion konnte reglementiert werden.
1925 wurde die autochthone Rebsorte Pinotage entwickelt, der erste Wein dieser Sorte wurde 1961 auf den Markt gebracht. In der Folgezeit machte die KWV die Herstellung von Brandy und aufgespriteten Weinen im Portwein-Stil zu ihren Hauptanliegen.
Die Märkte waren sehr beschränkt, da Südafrika aufgrund seiner Apartheidpolitik wirtschaftlich teilweise isoliert war. Dies änderte sich erst Mitte der 1980er Jahre, als die Einfuhrbeschränkungen für Rebenstecklinge gelockert wurden. Mit dieser Lockerung wurde der Weinbau in Südafrika neu definiert, da jetzt international bekannte Rebsorten wie Chardonnay oder Rotweinreben nach dem Vorbild von Bordeaux-Weinen angepflanzt werden konnten. In der Folge wurde die Rebfläche zwar kaum verändert, aber die bestehenden Rebanlagen wurden zum Teil durch qualitativ hochwertige Sorten neu bestockt.
1992 wurde die KWV von ihrer Befugnis zur Reglementierung der Produktion entbunden, die Winzer konnten sich nun frei entfalten. Seit 1998 nimmt die Rebfläche im Mittel um rund 3.000 Hektar pro Jahr zu.

Das südafrikanische Weingesetz
Südafrika hat ein auf Appellationen aufgebautes Qualitätsweinsystem eingerichtet, das Wine of Origin (WO)-System, es wurde 1973 eingeführt und 1993 überarbeitet.
Bei diesem System geht man davon aus, dass die Qualität des Weins sowohl durch den Standort des Weinbergs als auch durch den Winzer (Wahl der Rebsorte, Weinbautechnik, Arbeit im Weinberg) bestimmt wird. Das Regelwerk des Wine of Origin greift in diese Parameter ein und das Siegel oben auf der Flasche garantiert die Angaben zu Herkunft, Rebsorte(n) und Jahrgang.
Bei Jahrgang und Rebsorte müssen mindestens 85 % enthalten sein, wenn diese auf dem Etikett angegeben sind. Die Überwachung des Regelwerks sowie die Zertifizierung der Weine obliegt dem Wine and Spirit Board. Jeder Wein muss eine analytische und sensorische Kontrolle durchlaufen. Bei positivem Bescheid erhält er das briefmarkengroße, schwarzweiße Qualitätssiegel „Certified Gesertifiseer” auf dem Flaschenhals.
Die Teilnahme am „Wine of Origin” ist freiwillig. Ein Anreichern in jeglicher Form ist verboten, jedoch Säuerung in begrenztem Maße erlaubt. Es gibt keine Beschränkungen bezüglich Ertrag, Düngemitteln oder Bewässerungsmenge. Derzeit gibt es rund 75 registrierte WO’s (5 Regions, 19 Districts und über 50 Wards).

Die Reihung:

  • Estate: Aus einer oder mehreren Farmen gebildetes Weingut, das Trauben ausschließlich aus eigener Erzeugung verwenden darf.

  • Ward: Kleineres Gebiet (entspricht Bezirk oder Gemarkung). Viele Wards sind eigenständig, das heißt keinem District und keiner Region zugeordnet.

  • District: Größeres zusammenhängendes Gebiet, das aus mehreren Wards bestehen kann. Die zwei wichtigsten Districts sind Paarl und Stellenbosch.

  • Region: Großer Bereich, der nach einem politischen Gebiet oder einer Stadt benannt ist. Die Regionen bestehen aus mehreren Districts und einer Reihe von Wards.
    Die fünf Regionen Südafrikas sind Boberg, Breede River Valley, Coastal Region, Klein Karoo und Olifants River.

  • Geographical Unit: Diese Bezeichnung wurde im Jahre 1993 eingeführt. Es gibt drei dieser sehr großen Bereiche: Western Cape, Northern Cape und KwaZulu-Natal.

Rebsorten für südafrikanische Weine
Auf weiße Rebsorten entfallen rund 55,8 Prozent des Rebbestands in Südafrika. Seit vielen Jahren besteht ein eindeutiger Trend weg vom Weißwein und hin zum Rotwein. In den letzten 15 Jahren stieg der Rotweinanteil von 16 Prozent auf jetzt 44 Prozent, wenngleich das jetzige Verhältnis von Rot/Weiß bereits seit fünf Jahren Bestand hat.
Cabernet Sauvignon ist die am weitesten verbreitete internationale Rebsorte.
Merlot wird für sortenreine Weine und Verschnitte im Bordeaux-Stil mit Cabernet Franc eingesetzt.
Shiraz (Syrah) ist die Trend-Rebsorte mit Potenzial. Sie beweist sich als ideal für wärmere Lagen.
Pinotage wird oft mit internationalen Sorten verschnitten. Von alten Reben ist Pinotage kraftvoll, mit schwerer, würziger Beerenfrucht. Er erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Cinsaut (= Cinsault = Hermitage) war lange die meistangebaute rote Rebsorte.
Chenin Blanc (hier „Steen“ genannt), ist die wichtigste weiße Rebsorte. Wie an der Loire werden trockene und süße Weine ausgebaut.
Chardonnay erlebt seit Mitte der 1980er Jahre einen Aufschwung. Er wird mit Methoden aus dem  Burgund (Fassgärung, Aufrühren der Hefe) verarbeitet.
Sauvignon Blanc wird charakteristisch oder im Holz ausgebaut. Der Weinstil schwankt zwischen Loire-Stil und Neuseeland-Stil.
Colombard (=Cape Riesling) wird für Destillate eingesetzt.
Muscat of Alexandria („Hanepoot“) kommt in Dessertweinen zum Einsatz.

Rote Sorten:

Weiße Sorten:

Die Weinbauregionen Südafrikas
Südafrika ist aus Sicht des Weinbaus im Western Cape in vier (der fünf) Regionen aufgeteilt. Diese Regionen teilen sich in Distrikte, die Distrikte in Bezirke (hier wards genannt) auf, wobei einige Bezirke keinem Distrikt und einige Distrikte keiner Region angehören. Im Northern Cape gibt es eine (die fünfte) Region und drei Distrikte, während das Gebiet Kwazulu-Natal noch nicht weiter aufgeteilt wurde.

Die wichtigsten Weinbaubereiche:

  • Boberg (Region)
  • Breedekloof (District in Region Breede River Valley)
  • Breede River Valley (Region)
  • Calitzdorp (District in Region Klein Karoo)
  • Cape Point (District in Coastal Region)
  • Coastal Region (Region)
  • Constantia (Ward in Coastal Region)
  • Darling (District in Coastal Region)
  • Douglas (eigenständiger District)
  • Durbanville (Ward im District Tygerberg)
  • Franschhoek (Ward im District Paarl)
  • Klein Karoo (Region)
  • Lower Orange (eigenständiger Ward)
  • Olifants River (Region)
  • Overberg (eigenständiger District)
  • Paarl (District in Coastal Region)
  • Philadelphia (Ward im District Tygerberg)
  • Piketberg (District in Region Olifants River)
  • Robertson (District in Region Breede River Valley)
  • Ruiterbosch oder Mossel Bay (eigenständiger Ward)
  • Stellenbosch (District in Coastal Region)
  • Swartland (District in Coastal Region)
  • Swellendam (District in Region Breede River Valley)
  • Tulbagh (District in Coastal Region)
  • Tygerberg (District in Coastal Region)
  • Walker Bay (eigenständiger District)
  • Wellington (Ward im District Paarl)
  • Worcester (District in Region Breede River Valley)

Newsletter:
Angebote & Tipps...

sowie wertvolle Informationen rund um das Thema Wein bequem per E-Mail.

Kontakt:
Schreiben sie uns...

und geben Sie uns Ihr Feedback oder stellen Sie Ihre Fragen zu und rund um Vinorama.

Jetzt Vinorama kontaktieren

Teilen

Teilen Sie mit Ihren Freunden diese Seite von Vinorama!

Vinorama - Auf Facebook teilenVinorama - Auf Google+ teilenVinorama - Auf Twitter teilen