Rheingau, 3.100 ha
Allgemeines
Der Rheingau im Bundesland Hessen ist das erfolgreichste der
13 Anbaugebiete für Qualitätswein in Deutschland.
Im Rheingau erreicht der Weinbau seine höchste Vollendung.
Der Geschichte zufolge ließ Kaiser Karl der Große (742-814)
in der Umgebung von Schloss Johannnisberg den ersten Weingarten anlegen. Viel vom Rheingauer Weinbau ist den Benediktiner- und
Zisterziensermönchen zu verdanken, die Eigentümer zahlreicher Weinberge waren. Kloster Eberbach war Vorreiter bei den Bestrebungen, rote
Rebsorten durch Riesling zu ersetzen. Die erste urkundliche Erwähnung des Rieslings stammt aus dem
Jahr 1435.
Topografie
Das Anbaugebiet erstreckt sich hauptsächlich westlich des
Rheinknies bei Wiesbaden auf einem schmalen Streifen zwischen dem hier nach
Westen fließenden Rhein und den nördlich davon gelegenen Höhen des Taunus. Es schließt
aber auch die Rebflächen in Wiesbaden und am nördlichen Mainufer zwischen
Flörsheim und der Mainmündung ein.
Im Rhein-Main-Gebiet reihen sich nördlich von Rhein und Main
und südlich des Taunus die Weinorte von Lorchhausen im Westen bis Frankfurt am
Main im Osten. Das als Rheingau bezeichnete Weinanbaugebiet ist größer als der
Rheingau im geografischen und historischen Sinne. Das Anbaugebiet erweiterte sich auf das linke Mainufer, als
1980 in Rüsselsheim mit Hilfe des Rheingauer Weinbauverbandes ein
Gedächtnisweinberg angepflanzt wurde.
Die Reben wachsen auf sanft hügeligem oder flachem, von
Rüdesheim bis Lorchhausen sehr steilem Terrain. Die zum Rhein hin abfallenden
Hänge genießen optimale Sonneneinstrahlung. Der hier einen Kilometer breite Fluss bewirkt einen
gleichmäßigen Temperaturverlauf und spiegelt das Sonnenlicht auf die Weinberge.
Im Herbst begünstigt er durch die aufsteigenden Nebel die Bildung von
Edelfäule.
Klima
und Böden
Das Klima im Rheingau ist sehr mild. Die Sommer sind warm,
die Winter gemäßigt. Die Wälder des Taunusgebirges bremsen den Abfluss
nächtlicher Kaltluft in die darunter gelegenen Weinberge und bieten Schutz
gegen kalten Wind. Meso- und Mikroklimata spielen eine große Rolle.
Die Reben des Rheingaus gedeihen auf äußerst
unterschiedlichen Böden. In höheren Lagen findet man dunkelblauen Schiefer, dieser
speichert Wärme für die Nacht. An den Hängen stehen die Reben auf Löss und
Lehmböden, der idealen Basis für rassige, würzige Weißweine. Im Tal findet man
Kiesböden. Der Phyllitschiefer um Assmannshausen bietet beste
Bedingungen für Spätburgunder.
Die Spitzenlagen zeichnen sich durch eine gute Kombination
aus Boden, Sonnenschein und geschützter Lage aus und lassen sich prinzipiell an
jeder Stelle des Rheingaues finden.
Weinbau
Die Erträge
im Rheingau werden im Sinne des Qualitätsweinbaus meist unter dem möglichen
Grenzwert gehalten, sie liegen bei 70 – 80 hl / ha.
Rebsorten
und Weinstile
Die bei weitem häufigste Rebsorte im Rheingau ist der
Riesling. Er nimmt ca. 80 % der Anbaufläche und fast alle Spitzenlagen
ein.
Eine Sonderstellung im Rheingau hat der Weinort
Assmannshausen. Hier wird auf 75 Hektar Spätburgunder (Pinot Noir) angebaut, hier
besteht die größte zusammenhängende Anbaufläche für Spätburgunder in
Deutschland. Das Angebot an voll durchgegorenen, trockenen Spätburgundern mit guter
Tanninstruktur und tieferer Farbe steigt.
Der Rheingauer Wein braucht wegen seiner markanten
Säurestruktur und seiner Komplexität eine Lagerzeit zur Entwicklung der ihm
eigenen geschmacklichen Fülle. Je nach Jahrgang und Qualitätsstufe kann dies
selbst bei trockenen Weinen zwei und mehr Jahre dauern. In ihrer Höchstform können die Weine den edelsten Charakter
aller deutschen Weine erreichen.
Rheingauer Riesling erreicht in einem großen Jahrgang gerade
in den vollen, süßen, edelfaulen Weinen der Auslesestufen den Gipfel seiner
Qualität.
Der Rebsortenspiegel hat sich in den letzten zehn Jahren verglichen
mit anderen deutschen Anbaugebieten nicht bedeutend geändert. Weißweinsorten sind mit knapp 85 % nahezu gleich geblieben,
während überall sonst der Anteil der Rotweinsorten stark zugenommen hat. An der Spitze liegen immer noch dieselben vier Rebsorten:
Riesling, Spätburgunder (Pinot Noir), Müller-Thurgau und Weißburgunder.
Rote Rebsorten:
- Blauer Portugieser
- Cabernet Sauvignon
- Dornfelder
- Merlot
- Spätburgunder (Pinot Noir)
- St. Laurent
Weiße Rebsorten:
- Auxerrois
- Bacchus
- Chardonnay
- Grauer Burgunder
- Kerner
- Müller-Thurgau
- Riesling
- Sauvignon Blanc
- Scheurebe
- Schwarzriesling
- Silvaner
- Traminer
- Weißburgunder
Gemeinden und Bereiche
Der Rheingau besteht aus dem einzigen Bereich Johannisberg, elf
Großlagen und 123 Einzellagen.
Der Rüdesheimer Berg gegenüber der Nahe-Mündung ist in ganz
Deutschland für Weine mit großer Geschmacksfülle berühmt.
Der Ort Hochheim mit seinen tiefgründigen Böden hat sich zum
Synonym für deutsche Rheinweine entwickelt.
Der Assmannshauser Höllenberg ist für Spätburgunder bekannt.
Rieslinge höchster Güte bringen Geisenheim, Johannisberg,
Winkel, Hattenheim und Erbach hervor.
In warmen Sommern fallen die Weine von Schloss Vollrads,
Kiedrich und Rauenthal, die in einiger Entfernung vom Rhein etwas höher liegen,
hervorragend und mit nicht enden wollender Nachhaltigkeit aus.
1872 wurde in Geisenheim die Forschungsanstalt für Wein-,
Obst- und Gartenbau gegründet, die Bedeutendes für den deutschen Weinbau
geleistet hat.
Folgende Gemeinden bilden das Anbaugebiet Rheingau:
- Assmannshausen
- Böddiger
- Delkenheim
- Dotzheim
- Eltville
- Erbach
- Flörsheim
- Frankfurt am Main
- Frauenstein
- Geisenheim
- Hallgarten
- Hattenheim
- Hochheim
- Johannisberg
- Kiedrich mit
- Lorch
- Lorchhausen
- Marthinstal
- Massenheim
- Mittelheim
- Oestrich
- Rauenthal
- Rüdesheim
- Schierstein
- Walluf
- Wicker
- Wiesbaden
- Winkel