Das Tal der Loire, 70.000 ha
Allgemeines
Vom Zentralmassiv im südlichen
Zentralfrankreich bis zur Atlantik-Mündung legt die Loire, der längste Fluss
Frankreichs, einen Weg von 1.000 Kilometern zurück. Sie entspringt südlich von
Lyon, fließt zuerst nach Norden und dann bei Orléans nach Westen. Dabei
durchquert sie zwölf Départements und nimmt zehn Nebenflüsse auf. Großteils liegen die Weingärten entlang und
beiderseits der Flusstäler. Die letzten 600 Kilometer bis zur
Atlantikmündung sind für den Weinbau von Bedeutung.
Die Region wird in vier Abschnitte unterteilt.
Im Westen an der Atlantikküste liegt der Bereich Pays Nantais um die Stadt
Nantes, dort werden Muscadet-Weißweine nach der Sur lie-Methode produziert (Sur
Lie bedeutet „auf der Hefe“, die Weine werden eine gewisse Zeit auf dem nach
der Gärung verbliebenen Hefesatz im Tank gelagert, den ansonsten neutralen
Weißweinen wird dadurch mehr Cremigkeit und Geschmack verliehen). Östlich vom Pays Nantais liegt der Bereich
Anjou-Saumur. Der dritte Abschnitt ist der Bereich Touraine, der vierte wird „Centre“
(hier befindet sich in etwa der Mittelpunkt Frankreichs) oder Obere Loire
genannt. Östlich der Oberen Loire liegen die Weinbauregionen Burgund und
Beaujolais.
Die Region der Loire ist die drittgrößte AC-Region
Frankreichs (nach dem Rhônetal und der Gironde). Der Vin de Pays (Landwein) der Region Loire
trägt den charmanten Namen „Jardin de la France“.
Geschichte
Die Römer pflanzten hier bereits ab Beginn der
Zeitrechnung Reben. Schon im 11. Jahrhundert waren die Weine in England und
Holland sehr beliebt und wurden in diese Länder exportiert. Mit der
Krönung des Herzogs von Anjou Heinrich II. Plantagenet zum König von England im
Jahr 1154 begann eine fast 900 Jahre dauernde Beziehung zwischen dem Loire-Wein
und den französischen und englischen Höfen sowie Adelsfamilien. Diese enge
Beziehung führte dazu, dass sich der Loire-Wein in ganz Europa eines guten Rufs
erfreute. Dieser gute Ruf wiederum sorgte für lukrative Geschäfte und
ermöglichte den Winzern auch Investitionen in eine noch bessere Qualität.
Ab dem 15.
Jahrhundert begann man, die Weinberge mit neuen und vor allem besseren
Rebsorten wie dem Cabernet Franc zu bepflanzen. Die UNESCO hat im Jahre 2000 das „Val de
Loire“ zum Weltkulturerbe erklärt.
Klima
Die Weinbaugebiete an der Loire bilden die
nordwestlichste Grenze des Weinbaus in Europa. Auf Grund
der Größe herrschen Klima-Bedingungen von kontinental im Osten bis atlantisch
an der Loire-Mündung im Westen. In
Kombination mit den unterschiedlichen Bodenbedingungen resultieren auch
verschiedenste Weintypen.
Die höchste Mineralität mit Schieferböden
findet man im Westen am Atlantik, in der Mitte sind die Böden aus Basalt / Tuff,
im Osten aus Feuerstein, der den Weißweinen aus Sancerre und Pouilly-Fumé das
zart-rauchige Aroma verleiht und wo die Sauvignon Blancs zur Höchstform
auflaufen.
In einem kühlen Sommer gelangen die Trauben
nur mit Mühe zur Reife, in guten Jahren können dagegen ausnehmend süße
Weißweine zustande kommen, an der mittleren Loire auch solche mit Edelfäule.
Weinbau
Die
Weinbaugebiete an der Loire sind die Heimat vieler kleiner Familienbesitzungen,
die sich zunehmend konsolidieren, so wurden die Wirtschaftsflächen in den
letzten Jahren im Durchschnitt von 10 auf 25 ha erweitert und viele Bauern
haben ihre anderen Kulturen aufgegeben, um sich ganz auf den Weinanbau zu
konzentrieren.
An der
mittleren Loire muss häufig gegen Pilzkrankheiten gespritzt werden, die
Pflanzdichte ist hoch, sie liegt bei 4.000 – 10.000 Reben / ha.
Rebsorten
An der Loire
findet man von allen Weinbauregionen Frankreichs den größten Abwechslungsreichtum
an Weinstilen: Schaumwein, stiller Wein, knochentrocken, süß, üppig süß,
wasserhell bis purpurrot. All diese unterschiedlichen Weine haben eine
Gemeinsamkeit: frische Säure, Fruchtigkeit und Zartheit der Aromen, was auf die
nördliche Lage der meisten Appellationen zurückzuführen ist.
Die Region ist vor allem ein Weißwein-Gebiet.
Die zwei Hauptsorten Sauvignon Blanc und
Chenin Blanc erbringen trocken bis edelsüß ausgebaute Weine. Die Schaumweine sind besonders berühmt, der
Bereich Saumur entwickelte sich nach der Champagne zum zweiten
Schaumwein-Zentrum Frankreichs. Die wichtigsten roten Rebsorten sind Cabernet Franc, Gamay,Malbec (hier „Côt“ genannt) und
Grolleau. Daraus werden Roséweine, Vins gris (aus Rotweintrauben produzierter,
blassroter, dem Rosé ähnlicher Wein) und fruchtige Rotweine gewonnen, die
großteils zum raschen Genuss bestimmt sind.
An der
Mündung der Loire im Pays Nantais herrschen Melon de Bourgogne und Folle
Blanche vor, die Obere Loire ist die Domäne von Sauvignon Blanc und Pinot Noir. An der
mittleren Loire sind Cabernet Franc und Chenin Blanc meistvertreten. Generell herrscht
an der Loire eine Rebsortenvielfalt, wie es sie sonst in Frankreich nur selten
gibt.
Die Reblaus
richtete viel Schaden an, der hohe Kalkgehalt des Bodens führte dazu, dass nach
der Wiederbepflanzung auf Unterlagsreben Chlorose (Gelbsucht bei Reben) um sich
griff. So behielt die Loire einen höheren Anteil an Hybridreben als andere
französische Regionen.
In vielen
Appellationsregeln ist der maximale Anteil für Chardonnay
mit 20 % festgesetzt,damit die Loire nicht ihre Identität einbüßt.
Gebiete/Appellationen
Die vier Gebiete
der Loire und die dazugehörigen Appellationen sind:
Pays Nantais mit
- Gros Plant du Pays Nantais
- Muscadet
Anjou-Saumur mit
- Anjou
- Anjou-Villages
- Cabernet d’Anjou
- Rosé d’Anjou
- Bonnezeaux
- Quarts de Chaume
- Coteaux de l’Aubance
- Coteaux du Layon
- Savennières
- Saumur
- Saumur-Champigny
Tourainemit
- Chinon
- Bourgueil
- Saint-Nicolas-de-Bourgueil
- Vouvray
- Montlouis
Obere Loiremit