Portugal
Anbaufläche: 247.000 ha
Jahresproduktion (ø): 7,5 Mio. hl
Der Weinbau in Portugal
Bislang
mehr für seine Korkproduktion als für Weinbau bekannt und geografisch sowie
politisch vom Rest der Welt abgeschottet, hat sich Portugal nach dem Beitritt zur
Europäischen Union im Jahre 1986 positiv weiterentwickelt, technologischer
Aufschwung, Reprivatisierungen, steigende Exporte nach Mitteleuropa kräftigten
Portugals Stellung in der Weinwelt. Es ist fast absurd, dass Portugal vor
diesem Hintergrund der Abschottung nach außen einen der größten Weinerfolge der
modernen Zeit - den lieblichen, perlenden Rosé von Mateus und Lancers -
hervorbrachte. Er ist der meistverkaufte Wein der Welt.
Der Schwerpunkt der Erzeugung liegt bei den roten
Konsumweinen, die internationale Bedeutung liegt aber in den zahlreichen
Portweinen und im Vinho Verde. So konservativ das Land sein mag, so waren es
ausgerechnet die Portugiesen, die vor 25 Jahren eben diesen einen Wein
kreierten, der bezüglich Vermarktung den Nagel auf den Kopf traf.
Nach dem EU-Beitritt wurden die monopolistischen Gesetze
ungültig, der Weinbau wurde modernisiert, die Lockerung der staatlichen
Reglementierungen und die Verfügbarkeit von Subventionen ermutigten eine Reihe
einzelner Quintas (Weinbaubetriebe), die Winzergenossenschaften zu verlassen
und individuelle Weine auf den Markt zu bringen. In den 1990er Jahren vollzog
sich ein langsamer, aber steigender Wandel, Regionen wie Dao und Alentejo
verfügen nun über die modernsten Weinbereitungsanlagen Südeuropas.
Portugal ist weitgehend gebirgig, vor allem in den
Landstrichen, aus denen die hervorragendsten Weine kommen, sodass das edle
Traubenprodukt mit viel Mühe und Arbeit entsteht. Die Produktion der besseren
Weine ist im nördlichen Teil konzentriert, in dem die Weinberge teilweise sogar
in Terrassen angelegt sind. Das Klima ist allgemein feucht, aber mit heißen und
trockenen Sommern.
Die einheimische Bevölkerung trinkt, seit eh und
je, am liebsten alkohol- und tanninreiche Weine. Die Spitzengetränke werden allerdings
durch frühere Lese, Entrappen (Abbeeren), kühlere Gärung u.ä. zu
feingliedrigeren und diffizileren Weinen gebracht.
Wichtige geschichtliche Ereignisse
Phönizier, Griechen und Römer brachten die Weinreben und den
Weinbau nach Portugal. Im 12. Jahrhundert gründete der Zisterzienser-Orden mehr
als einhundert Klöster und beeinflusste den Weinbau nachhaltig. Ab 1450 gab es englische Handelsniederlassungen in Portugal,
Wein wurde gegen Fisch getauscht. 1672 war mit dem Englisch-Französischen Krieg der Grundstein
für den Beginn des Portweinexports gelegt.
1703 wurde mit dem so genannten Methuen-Vertrag ein Abkommen
zwischen England und Portugal geschlossen, das vorsah, dass England ohne
Hindernisse Textilien nach Portugal (und dessen Kolonien) exportieren durfte,
während Portugal Wein nach England ausführte (was zu einem Boom der
Portweinproduktion führte). Dieser Vertrag war aber besonders für England
vorteilhaft, denn es erwarb sich einen Markt für seine Produkte und machte
Portugal wirtschaftlich von sich abhängig, außerdem bekam es den Wein zu einem
Preis, der um ein Drittel unter dem Preis für französischen Wein lag. Für Portugal war dieser Vertrag verhängnisvoll, da die
Textilwirtschaft zerstört wurde und damit die industrielle Revolution in Portugal
verzögerte und verringerte.
1868 fiel die Reblaus auch über Portugal her und verwüstete
die portugiesischen Weinberge.
Das portugiesische
Appellationssystem
Die portugiesischen Weinhauer legten immer schon
Wert auf höchste Qualität. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass sie bereits
im 18. Jahrhundert für das Dourogebiet als erstes Land der Welt eine D.O.
(Denominacao de Origem)-Qualifizierung festlegten (25 Jahre vor Frankreich).
Das D.O.-System regelt u.a. die Grenzen des
Weinbaugebietes, den Hektarertrag, die Reb-sortenfrage, Methoden zur
Weinerzeugung, Qualitätsmerkmale (Mindestanforderungen). Ein Gremium von
Fachexperten prüft die zur Qualitätskontrolle eingereichten Weine und verleiht
bei einem positiven Ergebnis ein Flaschensiegel in Form einer Papierbanderole
mit der Aufschrift "Selo de Origem" oder "Selo de
Garantia".
Ein Begriff kommt - wenn auch selten - als
Qualitätsbezeichnung auf Etiketten vor: "Garrafeira". Er bedeutet
soviel wie Riserva und steht für einen Spitzenwein eines Weinproduzenten, der
länger als üblich gereift und somit voll trinkreif ist.
Nach dem EU Beitritt 1986 hat man
1999 das Weingesetz überarbeitet. Viele Weine sind vom IPR-Status (zweithöchste
Stufe) in den DOC-Status höchste Stufe aufgestiegen. Alle portugiesischen Weine sind
seitdem durch ein Papiersiegel, genannt Soleo de Origem, gekennzeichnet. Weine, die internationale
(„nichtportugiesische“) Rebsorten beinhalten, können nur IPR-Status erreichen.
Es gibt 4 Qualitätsstufen, die folgende Aufzählung beginnt bei der höchsten:
Denominacao de Origem Controlada, kurz DOC
Diese Stufe
entspricht der Appellation Controlée in Frankreich. Erlaubte
Rebsorten, Ausbauzeiten in Großbehältern und in der Flasche, Höchsterträge, und
inhaltliche Zusammensetzung sind vorgegeben. Eine
Vorlage von Proben hat zu erfolgen. Ca. 25
Gebiete haben diesen Status.
Indicacao de
Proveniencia Regulamentada, kurz IPR
Erlaubte
Rebsorten, Mindestalkoholgehalte und Höchsterträge sind vorgegeben.
Vino Regional, kurz VR
Regionalwein,
entspricht dem französischen Vin de Pays. Die großen, ganze Provinzen umfassenden Gebiete ermöglichen
mehr Flexibilität im Hinblick auf zugelassene Rebsorten und Ausbaubedingungen.
Diese Klassifizierungsstufe wird bevorzugt von innovativen
Winzern verwendet, die relativ junge Weine abfüllen oder portugiesische und
ausländische Rebsorten verschneiden möchten, was in den anderen Stufen
untersagt ist. 9 Regionen haben diesen Status.
Vino de Mesa
Tischwein
Vinho leve
Hierbei handelt es sich um alkoholschwache Weine, die den vorgeschriebenen
Mindest-Alkoholgehalt nicht erreichen. Bei mind. 9 % Alkoholgehalt dürfen sie
als Vinho de mesa vermarktet werden, es muss am Etikett der Zusatz „Vinho leve“
aufscheinen.
Anmerkung:
2009 wurden durch die neue EU-Weinmarktordnung Änderungen
der Weinbezeichnungen und Qualitätsstufen gültig. Es gelten (nach einer
Übergangsfrist bis August 2011) folgende neue Bezeichnungen bzw.
Qualitätsstufen:
- Vinho - entspricht Vino de Mesa (dieser Begriff ist ab August 2011 verboten)
- IGP = Indicação Geográfica Protegida (früher VR = Vinho Regional)
- DOP = Denominação de Origem Protegida (früher IPR und DOC)
Angaben auf dem Etikett
adega |
Weinkeller |
ano |
|
branco |
weiß |
bruto |
trocken (bei Sekt) |
casta predominante |
überwiegender Sortenanteil |
clarete |
leichter, heller Tafelwein |
colheita |
Weinlese, Jahrgang |
Denominacao de OrigemControlada (D.O.C.) |
alternativ zu Regiao Demarcada, die Topkategorie der neun klassischen festgelegten Anbaugebiete |
doce |
süß |
engarrafado na origem |
Abfüllung im Erzeugerbetrieb |
espumante |
Schaumwein |
garrafeira |
Jahrgangswein von höchster Qualität |
generoso |
mit Alkohol angereicherter Wein, trocken oder süß |
I.P.R. |
Abkürzung für Indicacao de Provência Regulamentada, die neu eingeführten Qualitätsweinzonen |
licoroso |
mit Alkohol verstärkter Süßwein |
maduro |
gereift |
meio seco |
halbtrocken |
quinta, casa, palácio, solar |
Betriebe mit Eigenproduktion und Gutsabfüllung |
reserva |
Jahrgangswein von guter Qualität |
rosado |
Roséwein |
sêco |
trocken |
tinto |
Rotwein |
velho |
alt, aber auch drei Jahre gelagerter Rotwein und zwei Jahre gelagerter Weißwein bei hoher Qualität |
vinha |
|
vinho de mesa |
Tischwein |
vinho de consumo |
einfacher Konsumwein |
vinho maduro |
bewusst über ein Jahr ausgebaut |
vinho regional |
seit 1991 eine eigene Weinkategorie |
Rebsorten für
portugiesische Weine
Neben den weltbekannten aufgespriteten Portweinen werden
auch ernstzunehmende ungespritete Rotweine, Weißweine und Roséweine erzeugt.
Durch die lange
Isolierung Portugals konnte ein reiches Erbe an einheimischen, höchst
individuellen Rebsorten bewahrt werden. Es gibt 500 autochthone (einheimische) Rebsorten.
Rote Sorten:
- Alicante Bouschet
- Casteláo
- Aragonez (Tempranillo)
- Tinta Barroca
- Tinta Roriz (Tempranillo)
- Touriga Franca
- Touriga Nacional
- Cabernet Sauvignon
- Petit Verdot
- Syrah
Weiße Sorten:
Die Weinbauregionen Portugals
Die wichtigsten Weinbauregionen Portugals sind Vinho Verde im Nordwesten, das Douro-Tal im Norden bis zur spanischen Grenze,
Bairrada, Dão, Estremadura und Ribatejo
nördlich von Lissabon und Alentejo
östlich von Lissabon.