Kalifornien, 160.000 ha
Allgemeines
Der südwestlichste Bundesstaat der USA ist etwa so groß wie Deutschland und die Benelux-Staaten zusammen. Kalifornien gehört zu den größten Weinerzeugern der Welt.
Der Weinbau in Kalifornien hat für amerikanische Verhältnisse eine lange Geschichte und Kalifornien konnte sich seit den 1970er Jahren als eines der weltweit führenden Weinbaugebiete etablieren. Obwohl in allen 50 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten Weinbau betrieben wird, vereint allein Kalifornien den Löwenanteil der amerikanischen Weinbauproduktion. Schätzungen gehen von einem Anteil von über 90 Prozent aus. Im Gegensatz zum Weinbau an der Ostküste wurde hier schon früh Wein aus europäischen Edelreben gekeltert. Gemäß dem amerikanischen Weingesetz stellt jeder Bundesstaat eine geschützte Herkunftsbezeichnung dar.
Geschichte
Der rasante Aufstieg der u.a. aus Cabernet Sauvignon, Zinfandel und Merlot gekelterten Rotweine sowie der Weißweine aus Chardonnay, Chenin Blanc, Sémillon, Viognier und Sauvignon Blanc war nicht abzusehen, als der Franziskanermönch Junipero Serra mit mexikanischen Siedlern in San Diego die Mission San Juan Capistrano gründete und im Jahr 1779 die ersten Vinifera-Reben pflanzte, um über den notwendigen Messwein zu verfügen. Serra wird im Allgemeinen als der Vater des kalifornischen Weines angesehen.
Es wird angenommen, dass das Rebmaterial aus schon vorhandenen Anpflanzungen im nahen Mexiko kam. Angepflanzt wurden Setzlinge der Rebsorte Mission, die bis Ende des 19. Jahrhundert den Rebsortenspiegel Kaliforniens dominieren sollte. Neben der Sorte Mission wurden mit Sicherheit auch Versuche mit amerikanischen Wildreben gemacht. Aufgrund des ausgeprägten „Fuchstons“ dieser Sorten suchten die europäischen Einwanderer nach Mitteln, den gewohnten Geschmack auch in Kalifornien zu erzielen.
Der erste schriftliche Nachweis eines Imports europäischer Sorten berichtet von Anpflanzungen im Jahr 1833 durch den Offizier Louis Bauchet und den französischstämmigen Einwanderer Jean-Louis Vignes.
In den 1850er und 1860er Jahren importierte der ungarische Soldat und spätere Sheriff von San Diego, Agoston Haraszthy, europäische Rebsorten, da er vom Wein der Rebsorte Mission enttäuscht war. Neben einer Fülle von heute unbekannten Setzlingen waren bereits zwei Rebsorten im Sortiment Haraszty’s, die die kalifornische Weinwelt nachhaltig beeinflussen sollten: die Sorten Muscat of Alexandria und Zinfandel. Bei seinen Anbauversuchen stellte er schnell fest, dass das Klima bei San Diego für einen Qualitätsweinanbau viel zu warm ist. Er gründete daher 1852 Anpflanzungen in der Nähe der Bucht von San Francisco und im Jahr 1857 konzentrierte er seine Anstrengungen auf das Sonoma Valley.
Im Jahr 1861 gründete Charles Krug in St. Helena den ersten kommerziellen Weinbaubetrieb des Napa Valley. Durch die rege Importtätigkeit von europäischen Rebsorten gelangten im Jahr 1863 amerikanische Wildrebsorten nach Europa. Die Setzlinge waren von der Reblaus befallen und lösten in der Folge eine der größten Katastrophen der europäischen Weinbaugeschichte aus.
Im Kampf gegen die Reblaus wurden verschiedene Lösungswege beschritten. Neben der Züchtung von so genannten Hybridreben schlug der bekannte kalifornische Pflanzenzüchter Thomas Munson vor, die edlen Weinreben auf resistente Unterlagsreben zu pfropfen. Diese Lösung setzte sich schließlich generell durch und wird bis heute weltweit praktiziert. Ironischerweise blühte der kalifornische Weinbau auf, als die Reblauskatastrophe den Weinbau in Europa nahezu an den Rand des Ruins brachte. Bis zum Jahr 1900 konnten internationale Handelsstrukturen aufgebaut werden und der Wein wurde bis nach Australien, Kanada, Zentralamerika, Deutschland und England exportiert. Während sich die Reblaus noch als förderlich erwies, brach der amerikanische Weinbau schließlich unter der Bewegung der Alkoholprohibition zusammen. 33 Bundesstaaten folgten dieser Bewegung bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Als das nationale Prohibitionsgesetz 1933 wieder aufgehoben wurde, war die Weinbauindustrie nahezu vollständig zerstört. Vor 1919 gab es in den Vereinigten Staaten mehr als 2500 Weingüter. Bis 1933 hatten weniger als 100 davon überlebt und in Kalifornien sollte es bis 1986 dauern, bis der Stand von vor 1919 wieder erreicht und schließlich übertroffen wurde.
In Kalifornien setzten insbesondere die Weinbauforschungsinstitute der University of California in Davis und der California State University von Fresno neue Impulse und führten eine neue Generation junger Winzer und Weinmacher an die internationalen Qualitätsstandards eines hochwertigen Weinbaus heran.
Klima
Die kalifornischen Weinberge ziehen sich über 1000 km von Norden nach Süden. In Kalifornien gibt es nicht nur heißes, sonniges Wetter. Entlang der Küste bringt der Pazifik kühle Brisen und Nebel, von Alaska kommen kalte Meeresströmungen. In den Tälern und auf den Hügeln herrschen höchst unterschiedliche Mikroklimata. Die wichtigsten Weinbaugebiete liegen auf derselben geographischen Breite wie Südspanien und Süditalien.
Zwischen April und September gibt es sehr wenig Niederschlag, sodass in vielen Weinbergen eine künstliche Bewässerung erfolgen muss.
Die Klimata in Kalifornien sind so unterschiedlich, dass schon in den 1930er Jahren umfangreiche Analysen erfolgten. An der Universität in Davis erfolgte durch Albert J. Winkler eine Einteilung in fünf Klimazonen auf der Basis eines so genannten Wärmesummensystems. Im Jahr 1944 wurde diese Einteilung als Klassifizierungssystem offiziell eingeführt. Als Basis für die Bewertung werden vom 1. April bis zum 31. Oktober alle Tages-Durchschnitts-Temperaturen gemessen. Alle Werte über 50° Fahrenheit (10° C) werden addiert und ergeben die „Degree Days“ (Gradtage).Niederschlagsmengen werden hierbei allerdings nicht berücksichtigt.
Für jede Region werden Empfehlungen für Rebsorten, Unterlagen und Erziehungsformen ausgegeben. Die besten trockenen Weine werden in den Regionen I, II und III (die kühlsten der fünf Regionen) produziert. In Kalifornien gibt es mehr verschiedene Bodentypen als in allen anderen berühmten Weinbaugebieten dieser Welt. Allein im Napa Valley sind es an die 30.
Weinbau
Seit den 1960er Jahren wird in Kaliforniens Weingärten zunehmend Drahtrahmenerziehung und Cordon Erziehung praktiziert. Die sommerliche Trockenheit bekämpft man mit Beregnungsanlagen.
Zu Beginn der 1990er Jahre war es nicht mehr ungewöhnlich, auf einzelnen Besitzungen drei oder vier verschiedene Pflanzdichten, zwischen 2.000 und 5.000 Reben / ha, und ebenso viele verschiedene Systeme der Laubpflege nebeneinander anzutreffen. Damit wurde versucht, aus Unterschiedlichkeiten in der Bodenstruktur, der Himmelsrichtung und der Rebsorten Vorteile zu ziehen.
Maschinelle Lese ist weit verbreitet, die Spitzenweine von Napa werden allerdings von Hand gelesen.
Rebsorten
Jede Rebsorte, von der man jemals gehört hat, wird in Kalifornien angepflanzt.
Meistangebaut ist Chardonnay, gefolgt von Cabernet Sauvignon, Merlot, Zinfandel, French Colombard, Pinot Noir, Chenin Blanc und Sauvignon Blanc. Weinstile wie im französischen Rhônetal sind modern, es werden vermehrt Syrah, Viognier und Marsanne angepflanzt. Auch italienischer Einfluss macht sich in den Weinbergen bemerkbar. Sangiovese, Barbera und Pinot Grigio (Grauburgunder) werden kultiviert.
Zinfandel zeichnet sich durch eine Vielfalt an Stilen aus. Er findet Eingang in Verschnitte, sortenreine Weine und süße, leichte White-Zinfandel-Weine („blush wines“). In besten Lagen entstehen schwere Rotweine mit vollem Körper und konzentrierten Aromen nach roten Kirschen und reifen Brombeeren.
Cabernet Sauvignon ergibt im Central Valley sortenreine, einfache, saftige Weine mit weichen Tanninen. Aus Napa Valley kommen die ausdrucksstärksten Weine.
Aus Merlot wurden während seines kometenhaften Aufstiegs Mitte der 1990er Jahre viele Weine mit weichen Tanninen kreiert. Die besseren Merlot-Weine kommen aus kühleren Gegenden wie Monterey oder der North Coast (Napa Valley).
Pinot Noir wurde früher in zu heißen Lagen angepflanzt, das Resultat waren marmeladige Weine mit dürftigen Aromen, da die Trauben ausreiften, bevor sich die Aromen entwickeln konnten. Der vom Meer heraufziehende Nebel und kürzere Zeit im Fass sind das Geheimnis für feinen Pinot Noir. Die Stile sind sehr unterschiedlich, es gibt nur sehr wenige preiswerte kalifornische Pinot Noir Weine.
Die fleischigen, sauberen, pflaumenfruchtigen Ergebnisse des Syrah erinnern an australischen Shiraz.
Chardonnay wird auf jede Art ausgebaut. Klassischer kalifornischer Chardonnay hat vollen Körper, viel Alkohol, wenig Säure, deutliche Eichen-, Haselnuss- oder Butternoten und exotische Bananen- und Pfirsicharomen. Es gibt auch schlankere Chardonnays aus kühleren Regionen.
Sauvignon Blanc erbringt hervorragende, sehr spezifische Weine. Sie werden manchmal in neuen Eichenfässern ausgebaut und / oder mit Semillon verschnitten. Unkompliziert behandelter Sauvignon von der Central Coast hat typisch kräuterhafte, grasige Noten, aus kühlen Gegenden ist er kräuterwürzig, aus wärmeren Gegenden melonenhaft. Neuerdings werden edelfaule Weine nach dem Beispiel von Sauternes produziert.
Gewürztraminer kam erst in den 1950er Jahren als sortenreiner Wein zu Eigenständigkeit. Er ist in weiten Teilen von Napa und Sonoma blumig und erinnert an Zuckererbsen. Im kühleren Klima schmeckt er nach Litschi. Die meisten Erzeuger bauen ihn halbtrocken aus.
Pinot Gris (Grauburgunder) überholte 2004 Sauvignon Blanc in der Rangliste der meistverkauften Weißweine. Der Trend geht zu Weinen nach Elsässer Vorbild.
Riesling war in den 1960er Jahren einer der großen Vier. 2005 füllten nur noch max. 20 Kellereien Riesling ab. Kalifornischer Riesling ist reif, wuchtig und alkoholstark.
Viognier ergibt unterschiedliche Qualitäten.
Weintypen
Der bedeutendste Weintyp ist der sortenreine Wein (varietal wine, Rebsortenwein). 2004 waren 41 % der kalifornischen Tischweine rot, 40 % weiß, 19 % „blush“ (ein von dunklen Trauben gekelterter Weißwein oder Rosé).
Die amerikanischen Weinkategorien beruhen mehr auf Steuersätzen als auf Weincharakteristiken:
- „Table Wine“ ist alles mit einem Alkoholgehalt bis 15,9 %, selbst Trockenbeerenauslesen mit hoher Restsüße sind Table Wines.
- Als „Dessert Wine“ gilt alles über 16 % Alkoholgehalt.
Gebiete/Appellationen
Kalifornien gliedert sich in fünf Regionen, die in politische Counties unterteilt sind. Die Counties sind in mehrere AVA’s (s. USA) gegliedert. AVA’s können auch über die politischen County-Grenzen hinweggehen Ende 2006 gab es 107 AVA-Bereiche.
Die Regionen mit ihren Counties und deren AVA’s:
North Coast
- Lake County (Benmore Valley, Clear Lake, Guenoc Valley, High Valley, Red Hills - California) Humboldt County (Willow Creek)
- Mendocino County (Anderson Valley, Cole Ranch, Dos Rios, McDowell Valley, Mendocino, Mendocino Ridge, Potter Valley, Redwood Valley, Yorkville Highlands)
- Napa County (Atlas Peak, Chiles Valley, Diamond Mountain, Howell Mountain, Los Carneros, Mount Veeder, Napa Valley, Oak Knoll District, Oakville, Rutherford, St. Helena, Spring Mountain District, Stags Leap District, Wild Horse Valley, Yountville)
- Solano County (Solano County Green Valley, Suisun Valley, Wild Horse Valley)
- Sonoma County (Alexander Valley, Alexander Mountain, Bennett Valley, Chalk Hill, Dry Creek Valley, Knights Valley, Los Carneros, Northern Sonoma, Rockpile, Russian River Valley, Sonoma Coast, Sonoma County Green Valley, Sonoma Mountain, Sonoma Valley)
- Trinity County (Trinity Lakes, Willow Creek)
Central Coast
- Alameda County (Livermore Valley)
- Monterey County (Arroyo Seco, Carmel Valley, Chalone, Hames Valley, Monterey, San Bernabe, San Lucas, Santa Lucia Highlands)
- San Benito County (Cienega Valley, Lime Kiln Valley, Mount Harlan, Paicines, San Benito)
- San Luis Obispo County (Arroyo Grande Valley, Edna Valley, Paso Robles, York Mountain)
- Santa Barbara County (Santa Maria Bench, Santa Maria Valley, Santa Rita Hills, Santa Ynez Valley) Santa Clara County (Pacheco Pass, Santa Clara Valley, San Ysidro District)
- Santa Cruz County (Ben Lomond Mountain, Santa Cruz Mountains)
South Coast
- Los Angeles County (mit dem als Appellation definierten einzigen Weinberg Malibu-Newton Canyon)
- Riverside County (Cucamonga Valley, Temecula)
- San Bernardino County (Cucamonga Valley)
- San Diego County (Ramona Valley, San Pasqual Valley)
Central Valley
- Fresno County (Madera)
- Madera County (Madera)
- Sacramento County (Lodi)
- San Joaquin County (Lodi, River Junction, Tracy Hills)
- Siskiyou County (Seiad Valley)
- Stanislaus County (Diablo Grande, Salado Creek)
- Yolo County (Capay Valley, Clarksburg, Dunnigan Hills, Merritt Island)
Sierra Foothills
- Amador County (California Shenandoah Valley, Fiddletown)
- El Dorado County (California Shenandoah Valley, El Dorado, Fair Play)
- Yuba County (North Yuba)