Deutschland

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Deutschland
Anbaufläche: 103.000 ha
Jahresproduktion (ø): 10 Mio. hl

Der Weinbau in Deutschland
Die deutschen Weinbaugebiete gehören zu den nördlichsten der Welt. Ein Großteil der Rebflächen liegt nahe dem 50. Breitengrad. Dass Weinbau in so einer nördlichen Lage überhaupt machbar ist, erstaunt.
Einerseits ermöglicht der ausgleichende Einfluss des warmen Golfstroms Traubenanbau so weit nördlich, andererseits liegen die Weinberge meist an besonders geschützten Stellen in Flussnähe und sie sind in steilen Hanglagen nach Süden oder Westen optimal zur Sonneneinstrahlung ausgerichtet. 60 % aller deutschen Weinberge liegen auf extremen Steilhängen. Die zur Sonne geneigten Böden speichern im Laufe des Tages Wärmeenergie, die sie auch noch weit nach Sonnenuntergang abgeben, so dass frühzeitiger Nachtfrost vermieden wird.
An den Ufern von Rhein, Main, Neckar, Nahe, Ahr, Mosel und ihren Nebenflüssen lohnen sich die hohen Kosten für die Bearbeitung von Steillagen nur wegen der guten Qualität des dort wachsenden Weins, denn zur Pflege benötigt man den dreifachen Arbeitsaufwand als auf flachem oder hügeligem Terrain.
Deutschlands Weinberge und Anbaugebiete sind in Einzellagen, Großlagen und Bereiche untergliedert. Die Einzellage ist die kleinste (und beste) Einheit. Es gibt über 2.700 Einzellagen. Großlagen umfassen mehrere Einzellagen, deren Qualität gleich oder annähernd gleich ist. Ein Bereich kann sehr groß sein, das gesamte Anbaugebiet Rheingau stellt beispielsweise den Bereich Johannisberg dar.
Seinen Ruhm verdankt der deutsche Wein vor allem der Riesling-Rebe, die an Rhein, Mosel, Nahe, Main und Neckar einzigartige Weine hervorbringt. Die Weine bestechen durch ihre Finesse und Spritzigkeit. Eine lange Vegetationszeit und die geringe Sommerhitze machen die Weine filigran und nicht zu alkoholreich.

Geschichte
Bereits die Kelten tranken selbst erzeugten Wein. Mit den römischen Legionen gelangte der Weinbau über das Rhône-Tal bis an die Mosel und an den Rhein. Der römischen Kaisers Probus (232-282) gehört in einigen Regionen heute zu den auch Laien bekannten römischen Kaisern, denn „Er erlaubte allen Galliern, Spaniern und Briten, Reben zu besitzen und Wein herzustellen.“
Viele der heute noch bekannten Weinlagen gehen auf Klostergründungen zurück. Im Jahr 1136 wurde mit Kloster Eberbach das erste Zisterzienserkloster gegründet. Die Eberbacher Mönche waren auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr erfolgreich, wobei schon bald die Haupteinnahmequelle die Erlöse aus dem Weinbau waren. Dabei waren gute Kontakte zu weltlichen Fürsten sehr hilfreich.
Aber nicht überall wurde der Weinbau von den Klöstern beherrscht. Auch Bischöfe und Pfalzgrafen förderten den Weinbau.
Vom 9. bis in das 14. Jahrhundert herrschte ein vergleichsweise mildes Klima. Diese Periode wird auch Mittelalterliche Warmzeit genannt. In ganz Europa blühte der Weinbau. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Wein wegen seines Alkoholgehaltes oft keimärmer und sauberer als Wasser war, stieg seine Beliebtheit noch weiter. Vor dem Dreißigjährigen Krieg erlangte die Rebfläche das größte Ausmaß der Geschichte.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erholte sich das Land vom Dreißigjährigen Krieg, die Rebfläche betrug damals wieder 350.000 ha. Ab 1600 erfolgte eine Hinwendung zum Weißwein, Riesing wurde zunehmend als hochwertige Weißweinsorte genannt.
Die Französische Revolution und ihre Nachwirkungen riefen Anfang des 19. Jahrhunderts im deutschen Weinbau tief greifende Veränderungen hervor. In der Pfalz musste das ganze linksrheinische Gebiet an Frankreich abgetreten werden, an der Mosel gingen rund 50 % der Rebfläche aus dem Besitz der Kirche in andere Hände über. Nach dem Sturz Napoleons erlangte die Kirche einen Teil ihrer Besitzungen wieder, es war aber inzwischen eine neue Schicht bäuerlicher und bürgerlicher Weingutbesitzer entstanden. Der Johannisberg fiel er dem Besitz von Fürst Metternich aus Österreich zu, die Güter am Main erwarb die bayrische Krone. Nachdem das Elsass in das französische Zollgebiet einbezogen war, wurde die Produktion, vor allem in Form minderer Rebsorten in flachen Lagen, gesteigert, um den neuen großen Binnenmarkt zu nutzen.
1834 gab es weitreichende Regulierungen der Zollabgaben, wodurch alle größeren Weinbaugebiete in unmittelbarem Wettbewerb zu einander standen, was den Markt für mindere Weine zusammenbrechen und jenen für die besseren Weine erstarken ließ. Der deutsche Wein konnte nun auf dem Inlandsmarkt gegen französische Weine, vor allem dem Bordeaux, konkurrieren. Die Gründung des deutschen Reiches 1871 brachte alle internen Zollschranken zu Fall, Elsass-Lothringen wurde wieder eingegliedert.
Grundsätzlich wurde nach 1800 die Qualität des Weins zum Hauptanliegen der deutschen Weinerzeuger und Verwaltungsbehörden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Anbau hochwertigerer Sorten gefördert, Qualitätskriterien wurden festgelegt.
Das Ende des 19. Jahrhunderts war durch die verspätete Industrialisierung Deutschlands und die dadurch entstehende Abwanderung vieler Arbeitskräfte in die Städte sowie die Bedrohung des deutschen Weinbaus durch Rebenschädlinge und Rebkrankheiten wie den Falschen Mehltau und die Reblaus von Rückschlägen gekennzeichnet. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war für den deutschen Weinbau eine Zeit tiefer Rezession. Die Rebfläche schrumpfte stetig, zwischen den Jahren 1914 und 1945 um 50 %.
Ende des Ersten Weltkriegs wurde eine Flut von Importen aus Frankreich und Luxemburg ins Land gelassen, um den Weinbedarf zu decken. Die Niedrigpreispolitik dieser Länder trieb viele deutsche Winzer in den Ruin. Während der Nazizeit belebte sich der Inlandsverbrauch an deutschem Wein. Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte ähnliche Folgen wie das Ende des ersten mit sich, Arbeitskräftemangel, Billigimporte und Beschlagnahmungen.
Zwischen 1950 und 1990 vollzog sich im deutschen Weinbau ein großer Wandel. Die Rebfläche, vor allem aber der Ertrag, steigerten sich um ein Vielfaches. Dies wurde durch rationellere Weinbergtechniken wie den Einsatz von Fungiziden und Pestiziden, durch Selektion krankheitsresistenter und ertragsstärkerer Reben (Klone) und durch die Entwicklung neuer, früher reifender Rebsorten erreicht. Diese Neuerungen im Weinbau werden seit 1950 durch Maßnahmen der Flurbereinigung und dem Erscheinen des Weingesetzes von 1971 flankiert.
Trotz dieser Fortschritte sind die Aussichten für den deutschen Wein ungewiss, da es zwei verschiedene Tendenzen gibt: Die an Mengenertrag orientierte und die an Qualität orientierte Tendenz. Die an Mengenertrag interessierten Handelshäuser exportieren einheitliche Weißweine von Massenträgerrebsorten, qualitätsbewusste private Spitzengüter setzen auf Subtilität und Individualität.

Das deutsche Weinrecht
Im deutschen Weinrecht wurde für jede der folgenden Qualitätsstufen ein Mindest-Mostgewicht festgesetzt. Es wird innerhalb der einzelnen Stufen noch nach Rebsorten unterschieden. Die Mindest-Mostgewichte variieren - je nach Klima - auch von Anbaugebiet zu Anbaugebiet.

Tafelwein
Tafelwein muss 44 bis 50 Grad Oechsle aufweisen. Auf dem Etikett kann ein Anbaugebiet oder Bereich abgegeben werden, jedoch kein Orts- oder Lagenname. Wenn eine Rebsorte angegeben wird, muss der Wein zu 85 % aus dieser bestehen. Tafelwein darf aus Weinen verschiedener Jahrgänge gemischt werden, er kann alleine aus Deutschland stammen oder ein Verschnitt aus Weinen aus EU-Ländern sein.

Landwein
Landwein muss 47 bis 53 Grad Oechsle aufweisen. Der Wein muss aus einem der 20 Landweingebiete stammen.

Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA)
Diese Weine müssen 50 bis 72 Grad Oechsle aufweisen. Sie müssen aus einem der 13 deutschen Anbaugebiete stammen. Auf dem Etikett muss der Name der Großlage oder des Bereiches angegeben werden. Wenn der Wein zu mindestens 85 % aus Rebsorten einer Einzellage stammt, darf der Name der Einzellage angeführt werden.

Prädikatswein (früher QmP)
Prädikatswein muss die QbA-Kriterien erfüllen und mindestens 67 Grad Oechsle aufweisen. Auf dem Etikett darf eine Einzellage angegeben sein. Die Trauben müssen zu 100 % von der angegebenen Rebsorte und aus der angegebenen Gegend stammen.

Classic und Selektion
Ab dem Jahrgang 2001 wurden zwei neue Qualitätsbezeichnungen für gebietstypische Qualitäts- und Prädikatsweine aus festgelegten Sorten eingeführt.

  • Kabinett fällt unter Prädikatswein (in Österreich noch nicht), er muss je nach Anbaugebiet ein Mostgewicht von 67 bis 82  Grad Oechsle aufweisen.
  • Spätlese muss je nach Anbaugebiet 76 bis 90 Grad Oechsle aufweisen. Die voll ausgereiften Tauben müssen spät gelesen werden.
  • Auslese muss je nach Anbaugebiet 83 bis 100 Grad Oechsle aufweisen. Kranke oder unreife Beeren müssen ausgesondert werden.
  • Beerenauslese muss je nach Anbaugebiet 110 bis 128 Grad Oechsle aufweisen. Es dürfen nur edelfaule oder überreife Trauben verarbeitet werden.
  • Trockenbeerenauslese muss 150 bis 154 Grad Oechsle aufweisen und vorwiegend aus mit Botrytis befallenen Trauben bereitet werden.
  • Eiswein muss 110 bis 128 Grad Oechsle aufweisen (entspricht der Beerenauslese). Die gefrorenen, zuckerhaltigen Trauben werden gepresst, das gefrorene Wasser bleibt im Trester zurück.

Anmerkung:
Im August 2009 wurde die EU-Weinmarktordnung mit grundlegenden Änderungen der Weinbezeichnungen und Qualitätsstufen gültig. Um den EU-Staaten Zeit für Umstellungen zu geben, gilt eine Übergangsfrist bis August 2011. In Deutschland wurden die neuen Bezeichnungen bis dahin sogar verboten, um die Kontinuität zu wahren; die alten traditionellen Namen gelten vorläufig weiterhin. Es gibt folgende neue Bezeichnungen bzw. Qualitätsstufen:

  • Wein - entspricht dem nun als Begriff verbotenen Tafelwein
  • Wein mit Rebsorten und/oder Jahrgangsangabe
  • Wein g.g.A. = Wein mit geschützter geographischer Angabe - entspricht dem Landwein
  • Wein g.U. = Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung - entspricht dem Qualitätswein

Angaben auf dem Etikett

  • Trocken - Wein mit einem Restzuckergehalt von maximal 9 g/l, wobei der Säuregehalt höchstens 2 g/l niedriger sein darf. Klassisch trocken erlaubt nur 4 g/l Restzucker. Weine mit einem Restzuckergehalt bis 2 g/l dürfen auf dem Etikett den Schriftzug „Für Diabetiker geeignet“ führen.
  • Halbtrocken - Halbtrockener Wein darf maximal 9 bis 18 g/l unvergorenen Zucker enthalten, wobei der Zucker nicht mehr als 10 g/l über dem Säuregehalt liegen darf.
  • Lieblich, Halbsüß - Wein mit deutlich süßer Geschmacksausrichtung. Nach dem deutschen Weinrecht liegt der Restzuckergehalt bei 18 g/l bis 45 g/l Restzucker.
  • Süß - Der Geschmack von süßen Weinen wird von Zucker oder anderen süßen Weininhaltsstoffen dominiert. Das europäische Weingesetz definiert bei süßen Weinen einen Restzuckergehalt von mehr als 45 g/l.

Rebsorten für deutsche Weine

Insgesamt werden in Deutschland fast 140 Rebsorten angebaut, von denen über 100 zur Weißwein- und 35 zur Rotweinbereitung dienen. Seit Mitte der 1980er Jahre steigt die Nachfrage nach deutschen Rotweinen stetig. Dies hat zu einer Verdoppelung der Rebfläche für rote Sorten auf nunmehr ca. 35 Prozent der Gesamtrebfläche geführt.
Mit Cabernet Sauvignon bestockte Flächen sind minimal (die Sorte wurde erst 1998 in die Liste der offiziell genehmigten Rebsorten in Rheinland-Pfalz aufgenommen), Chardonnay wurde im Juni 1992 zugelassen, er belegte im Jahr 2000 610 Hektar Rebfläche.
Die häufigste Rebsorte ist mit 20 % nach wie vor Riesling gefolgt von Müller-Thurgau, dessen Bestand sich stetig reduziert. Auf dem dritten Platz liegt Grauer Burgunder, danach Dornfelder, Lemberger (Blaufränkisch), Weißburgunder und Spätburgunder (Pinot Noir). Bacchus, Kerner und Scheurebe sind im Schwinden begriffen.
Spätburgunder (Pinot Noir) erbringt in Deutschland fruchtige, vollmundige, leichte bis mittelkräftige Weine. Die anspruchsvolle Rebsorte wird vor allem in der Pfalz, in Baden, an der Ahr und im Rheingau kultiviert.
Blauer Portugieser ergibt hellen, säurearmen Rotwein, der oft einen lieblichen Eindruck erweckt. Er wird vor allem an der Ahr produziert.
Dornfelder wurde als Verschnittsorte entwickelt, mittlerweile wird der dunkelfarbige Wein zunehmend sortenrein ausgebaut.
Riesling ist für das deutsche Klima gut geeignet. Die bekanntesten Weine kommen vor allem aus den Gebieten Mosel und Rheingau. Junger Riesling zeigt knackige Frucht und betont rassige Säure, gereifter Riesling präsentiert die typischen Petrolnoten. Es werden Weine von trocken bis edelsüß aus Riesling hergestellt. Riesling, die am meisten unterschätze Rebsorte der Welt, könnte aufgrund der Langlebigkeit der Weine und deren Fähigkeit, die Charakteristika einer Weinberglage zum Ausdruck zu bringen, ohne den eigenen unnachahmlichen Rieslingstil aufzugeben, den Anspruch erheben, die feinste Weißweinrebsorte der Welt zu sein.
Müller-Thurgau bringt hohe Erträge und gedeiht überall. Er bildet die Grundlage für Liebfrauenmilch.
Silvaner wird hauptsächlich in Franken, Rheinhessen und Baden angebaut. Die Weine haben weniger Säure als Riesling und eher verhaltene, neutrale Frucht.
Kerner gedeiht fast überall, daraus werden trockene und halbtrockene Weine gekeltert.
Grauer Burgunder erbringt volle, goldene, rauchig-pikante Weine mit Aprikosen-, Bittermandel-, Honig- und Kräuteraromen.
Weißburgunder ergibt lebhafte, leichte, nussige Weine.
Bacchus ist eine Kreuzung Silvaner x Riesling und Müller-Thurgau, er bringt auch in Lagen, in denen Riesling nicht zuverlässig reift, so gute Erträge wie Müller-Thurgau.
Scheurebe wurde aus Silvaner x Riesling gekreuzt, die Sorte ist gut für restsüße Weine geeignet.

Rote Sorten:

Weiße Sorten:

Die Weinbauregionen Deutschlands


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